Donnerstag, 4. April 2013

Mein Horizont {Geschreibsel}

                                         ...und das dahinter.



Tropen. Hitze. Wasserfall. Tümpel.
Ist, was ich hier vorfand.

Liebe.
War, was ich hier empfinden wollte.

Einsamkeit.
Ist eine Tatsache, die mich sogar bis hierher verfolgt hat.

Stille.
Umfängt mich. Obwohl das Wasser mit fürchterlichem Getöse in die Tiefen fällt und den See, in dem meine Füße baumeln, in Schwingungen versetzt.

Obwohl hinter mir im Wald tausende von Tieren sich laut oder leise durchs Unterholz schlagen oder schlängeln oder kriechen, herrscht seltsame Stille.

Der Felsen, aus dem der Wasserfall entspringt, ist jetzt mein Horizont. Weiter kann ich nicht sehen.



Hoch ist er nicht, mein Horizont. Steil ist er aber. Zu steil für mich, um ihn zu erklettern, den eigentlich nur zehn Meter hohen Horizont. Ich kann ihn nicht erweitern, weil ich nur hier sitze und überlege, was dort oben noch ist. Hinter meinem Horizont.


Ein Fluss, müsste dort fließen. Bis zu einer Quelle, aus der der Wasserfall entspringt.

Aber der Weg dahin ist zu weit. Ich habe darüber nachgedacht, über den Weg auf die Felsen. Zerdacht, habe ich ihn. Kaputt gemacht. Kaputt gedacht.

Also bleibt mein Horizont zehn Meter hoch. Unerreichbar.

Aber ich bin zufrieden damit. Irgendwie.

Es ist still in all dem Lärm. Die Sonne ist heiß und verbrennt mich. Das Wasser ist kühl und umspielt mich. Ich bin mitten drin.

Wie im Auge des Sturms herrscht hier Stille.

Aber mein Sturm bewegt sich weiter, reißt mich von meinem Platz, wirbelt mich durch die Luft und lässt mich anderswo fallen, als jemand meine Stille durchbricht.

Als jemand anders meinen Horizont erweitert. Denn hoch oben, an der Stelle an der der vermeintliche Fluss zum Wasserfall wird, steht jemand.

Sie sieht hinab, auf meinen Tümpel, sieht über mich hinweg. Ich bin nicht da, für diese Person, denn sie sieht mich nicht. Alle übersehen mich. Obwohl mich jeder sieht. Und ich kaum zu übersehen bin.

Sie scheint dort nicht bleiben zu wollen, die Person. Außerhalb meiner Reichweite.

Sie geht weg, vom Wasser. Seitlich zur Klippe.

Sie beginnt zu klettern. Hinab.

In meine Welt.

Es kommt jemand von außerhalb meines Horizonts.

In meine Welt.

Auf halber Strecke bleibt sie, wo sie ist. Sie rührt sich nicht. Da ist ein Baum, neben der Person.

Sie hängt etwas darauf. Laute Musik wispert heraus. Ich erkenne nicht, welche. Ich höre sie, trotz des Lärms um meine Stille. Ein Kabel und ein Gerät hängen daran. Kopfhörer.

Sie bringt Musik in meine Welt. Musik, die ich nicht kenne.

Nun klettert sie wieder nach oben. Auf meinen Horizont zu.

Sie kam.

In meine Welt.

Aus ihrer Welt, hinter meinem Horizont.

Sie brachte mir Musik, die ich nicht kenne.

Und geht.

Aus meiner Welt.

Wieder zurück, in ihre Welt hinter meinem Horizont.

Schade.

Ich hätte sie gern nach ihrer Musik gefragt.

Die Person. Die mir Musik brachte. So, wie einst Prometheus den Menschen das Feuer.

Ob sie auch bestraft werden wird? So wie er?

Nein. Denn niemand hat es gesehen. Außer mir. Und niemand wird mich fragen.

Obwohl sie mich sehen werde, ich nicht zu übersehen bin, werden sie mich übersehen.

Sie verschwindet. Über die Kante. Aus meiner Welt.

Schade.

Traurig.

Aber nicht weltbewegend.

Denn so war es immer.

Menschen kamen in meine Welt.

Menschen gingen aus meiner Welt. Niemand blieb je lange.

Also macht es nichts, dass sie geht. Die Person.

Ich habe nicht damit gerechnet. Ich wurde nicht enttäuscht.

Warum ich so denke?

Es hat sich bewiesen.

Ich höre ein Jauchzen. Ein Glückliches. Wildes. Mut machendes. Ängstliches.

Dann sehe ich Beine. Sie spritzen Wasser auf. Aus dem Fluss, der den Wasserfall speist, der in meine Welt fließt. Weil sie laufen. Dann soßen sie sich ab. Springen.

Und dann landet sie. Die Person. Mitten in meinem Tümpel. In meiner Welt. Von außerhalb des Horizonts. Mit viel Lärm. Viel Wasser, das nach allen Seiten spritzt. Ich sehe sie.

Sie taucht auf, aus meinem Tümpel. In meiner Welt.

Und sie lacht. Laut. Glücklich.

Sie wirkt so glücklich. Und so einsam.

Dann sieht sie mich.

Schwimmt quer durch meinen Tümpel. Direkt auf mich zu.

Nimmt meine Hand. Zieht mich ins Wasser. Lachend.

Sie zieht mich in mein Leben, diese Person.

Meine Hand nicht loslassend, klettert sie hoch. An der Klippe. Der Steilküste.

Die zehn Meter hoch, bis zu meinem Horizont.

Dann lacht sie.

Lacht mich an.

Sieht mich an. Übersieht mich nicht, obwohl man mich nicht übersehen kann und mich doch alle übersehen haben.

Dann teigt sie sie mir. Die Welt hinter meinem Horizont.

Sie ist so weit. So bunt.

Ich freue mich.

Aber ich möchte zurück, in meine Welt. Hinter meinen Horizont. Zu Tümpel und Wasserfall.

Und sie begleitet mich. Diese Person. Ich gehe voran.

Laufe durch den vermeintlichen Fluss, von dem ich nun weiß, dass er ist, wo seine Quelle ist.

Und dann springe ich.

Dann springen wir.

In meinen Tümpel.

In unseren Tümpel.

In unser Leben.

Mit der Musik die sie mir brachte, lassen wir die Füße baumeln.

In den Tümpel.

Und sehen auf die kleine Wand. Die wir bestiegen haben.

Auf den Horizont, der nicht mehr mein Horizont ist.

Ich habe ihn erweitert.

Um eine bunte Welt. Mit dieser Person.

Und ich freue mich.

Die grausame Stille ist fort.

Ich höre die vielen Tiere, die durchs Unterholz spielen, ich höre sie. Wenn sie lacht. Wenn sie weint.





Weil sie beim mir ist.

Aber wo bleibt sie?

Diese Person.



Die meinen Horizont bezwingen wird.



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